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Forscher entwickeln ‚Diagnose-Kaugummi‘
Viele Krankheiten werden durch Bakterien ausgelöst. Je früher die Krankheit erkannt wird, je schneller und größer sind die Heilungschancen. Aber hier liegt oft das Problem, Bakterien bereiten im Frühstadium keine Schmerzen und werden nicht bemerkt. Genau das möchten die Wissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in Zukunft ändern. Die Idee: Wer befürchtet, dass sich in seinem Mund- und Rachenraum eine Infektion anbahnt, muss nur kurz ein spezielles Kaugummi kauen, um Gewissheit zu erlangen. Wenn beim Kauen ein bitterer Geschmack entsteht, ist klar, hier vermehren sich gerade unerwünschte Bakterien. Ein Arzt kann dann schnell die passende Behandlung einleiten. So könnte etwa eine Peri-Implantitis, also eine Entzündung rund um das Gewebe eines Implantates, schnell erkannt und vom Zahnarzt behandelt werden.
Was passiert beim Kauen des Kaugummis?
Das Prinzip des ‚Diagnose-Kaugummis‘ funktioniert so: Das Kaugummi dient als Trägersubstanz, in den ein löslicher Film mit einer spezifischen Peptidkette (organische Verbindung) aus Aminosäuren sowie ein Bitterstoff eingearbeitet sind. Die Peptidkette ummantelt diesen Bitterstoff und verhindert so, dass die Zunge ihn von Anfang an schmecken kann. Erst wenn krankheitsspezifische Enzyme einer bakteriellen Entzündung im Speichel vorhanden sind, trennen diese die Peptidkette vom Bitterstoff ab. Von diesem Moment an wird jeder, der den Kaugummi kaut, einen deutlich bitteren Geschmack wahrnehmen. Sind keine Bakterien vorhanden, bleibt der Geschmack neutral.
Das Forscherteam rund um Professor Lorenz Meinel, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der JMU, konnten die Wirksamkeit des Kaugummis bisher im Reagenzglas am Speichel von Patienten beweisen, die Erprobung im Mund steht noch aus. Dies wird aber vermutlich noch in diesem Jahr passieren. Bis das Kaugummi rezeptfrei in die Apotheke kommt, müssen die Forscher noch weitere Hürden nehmen.
Kaugummi-Test erleichtert Diagnose und Therapie
Geht es nach den Entwicklern des Kaugummis, kann das Medizinprodukt in Zukunft auch weitere Krankheiten zu einem frühen Zeitpunkt anzeigen – beispielsweise eine Parodontitis, Mandelentzündung oder Scharlach, also sämtliche Krankheiten, bei denen sich Erreger im Speichel nachweisen lassen. Beim Verdacht auf eine bakterielle Infektion müsste kein Abstrich von der Arzthelferin genommen werden, sondern der Patient könnte zunächst einen für sein Krankheitsbild passenden Kaugummi kauen.
Quelle: (https://www.med.uni-wuerzburg.de/aktuelles)
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